28. Spieltag: Alemannia Aachen – KFC Uerdingen 0:2

Samstag, 31.03.2018 14:00 Uhr – Tivoli
Zuschauer: 9.700; Gäste: ca. 700

Dieser 28. Spieltag hatte es in sich, sowohl sportlich als auch außerhalb davon. Sportlich, weil wir uns in den letzten Wochen an die Tabellenspitze angepirscht hatten und uns nur noch 6 Punkte vom Tabellenführer aus Krefeld, bei einem Spiel weniger, trennten. Die Mannschaft hatte sich wieder ein Stück weit in die Herzen der Öcher zurückgespielt und so pilgerten insgesamt stolze 9.700 Zuschauer gen Tivoli. Im Vergleich zu den vorherigen Heimspielen eine beachtliche Steigerung und zudem Saisonrekord. Der Gegner an diesem Tag verkaufte seine Seele 2015 an den Russen Mikhail Ponomarev, der 97,5 Prozent an der ausgegliederten Kapitalgesellschaft hält. Lediglich die 50+1 Regel verhindert einen Stimmanteil in gleicher Höhe. Aber wer das Geld hat… Traurig daran ist, dass die hiesige Fanszene diesen Investor auch noch von vorneherein dankbar willkommen geheißen hat. Aber Hilfe von außen hat in Krefeld ja auch Tradition. Wie gesagt, dieser Spieltag hatte es in sich…

Da wir die Krefelder schon eine Woche vorher auf diesen 28. Spieltag eingestimmt hatten, behielt die Aachener Ultraszene Stadt und Stadion die Nacht über im Auge. Hätte ja sein können, dass die Investorlappen dieses eine Mal nicht alles mit sich machen lassen würden. War natürlich nicht so.

Die erwähnten 9.700 Zuschauer (abzüglich Ponomarevs Jünger im Gästeblock) stellten sich zum großen Teil auf die Südtribüne, was ein geiles Bild abgab und an sportlich bessere Zeiten erinnerte. Die nett anzusehende Choreo der Karlsbande für Stadt und Verein rundete dieses Bild entsprechend ab. Und dieses Mal konnten wir die Masse auch gut mitnehmen, zumindest in den ersten 25 Minuten. Immer wieder stieg die gesamte Tribüne in die Gesänge des Stimmungsblocks ein und erzeugte ein ums andere Mal eine brachiale Lautstärke, die Gänsehautmomente erzeugte. Warum nicht immer so? Danach ging es stimmungstechnisch leider etwas bergab, was vor allem dem Stimmungsblock anzukreiden ist. In Hälfte zwei änderte sich das Bild dann leider auch nicht mehr, der Stimmungsblock kam einfach nicht mehr richtig in Fahrt und war so weit davon entfernt, das Potential der Tribüne auszuschöpfen. Nicht zuletzt aufgrund der Bedeutung dieses Spiels extrem ärgerlich. Einzig und allein der Fahneneinsatz wusste mal wieder zu überzeugen. In Hälfte eins zeigten wir zudem ein Spruchband, um zwei von unseren Mitgliedern Mut zuzusprechen, die derzeit nicht in unserem Block verweilen können.

Unseren Jungs auf dem Rasen konnte man an diesem Tag keinen Vorwurf machen. Sie kämpften und rannten 90 Minuten lang, hauten sich in jeden Ball und wollten diese 3 Punkte unbedingt. Letztlich fehlte aber einfach die spielerische Klasse, um die zahlreichen Konterchancen konsequent zu Ende zu spielen und eben auch das Quäntchen Glück. Das hatte leider der Investorverein gegenüber und gewann schließlich auch nicht ganz unverdient durch eine Ecke und einen 30 Meter Kunstschuss mit 2:0. Damit dürfte die gerade entstandene Euphorie, die für unseren Verein so wichtig gewesen wäre, erstmal wieder erstickt worden sein.

Auf der Trainerbank der Gäste saß Stefan Krämer. Der bisherige Trainer Michael Wiesinger wurde von Ponomarev gefeuert, nachdem seine Jungs gegen Essen nach einem 0:2 Rückstand nur ein Unentschieden erreichten. Angeblich stürmte der Investor direkt nach dem Schlusspfiff dieses Spiels in die Kabine und äußerte den Spielern seinen Unmut darüber deutlich. Solche Szenen kennt man sonst nur aus dem Kuriositätenkabinett der unteren englischen Profiligen, wo auch mal die Frau vom Investor die Halbzeitansprache übernimmt. Dank Krefeld sind solche Szenen nun auch im deutschen Fußball bittere Realität und dieser Club immer mehr eine Gefahr für den Fußball so wie wir ihn kennen. Diesbezüglich ist er schon fast in einer Reihe mit den Projekten aus Leipzig und Sinsheim zu nennen. Erschaffen diese eine „Fan“schar, die nicht über Jahrzehnte gewachsen ist und somit all das vermissen lässt, was unsere Fußballkultur ausmacht und größtenteils wieder verschwindet, wenn das Projekt ausläuft oder der Club von Clubs überholt wird, die über noch potentere Investoren verfügen. So sorgen Clubs wie der aus Krefeld und vor allem solche Fanszenen dafür, dass eine Investorlösung nicht nur hoffähig wird, sondern irgendwann auch unvermeidbar. Durch solche Clubs wird diese Entwicklung noch unaufhaltsamer, am Ende haben dann alle Vereine ihre Seele verkauft und der Wettbewerbsvorteil ist wieder gleich null, bzw. es geht nur noch darum, wessen Investor der reichste ist. Und Clubs wie Krefeld sind ehrenlos genug, um unsere Fußballkultur für ihren kurzfristigen Erfolg langfristig den Bach runter gehen zu lassen.

Und was diese Entwicklung bedeutet, spüren wir diese Saison am eigenen Leib. Ohne die beiden künstlich durch Investoren finanziell aufgeblähten Vereine aus Köln und Krefeld wären wir Tabellenführer. Und wie ließe sich all das besser zusammenfassen als mit einem schönen, saftigen „HURENSÖHNE“! Punkt, Aus.

Nach einem trickreichen Versuch zur Kontaktaufnahme unsererseits waren Ponomarevs Huren passend zu Ostern 85 Minuten lang auf Eiersuche. Sorgend wie wir nun mal sind, fragten wir also nach 85 Minuten nach, ob alles ok sei. Daraufhin öffneten sie sich uns und offenbarten ihr ganzes Problem. Krefeld würde so gerne, aber Krefeld kann halt einfach nicht. Deswegen beschränkten sie sich in den letzten Minuten aufs rumposen, um sich hinter der Bullenkette wenigstens für ein paar Sekunden hart zu fühlen und nicht wie ehrlose Hunde, die sie ja nun mal sind.

Die folgende Überleitung zum nächsten Spiel hatten wir schon oft in unseren Spieltagsberichten, aber Regionalliga ist halt einfach scheiße: Nächsten Dienstag steht mit dem Spiel in Rhynern (wo auch immer das ist) wieder trauriger Regionalligaalltag an. Hoffen wir mal, dass wenigstens ein Teil der Euphorie aus diesem Spitzenspiel auf die kommenden Spiele überschwappt.

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