26. Spieltag: SC Wiedenbrück – Alemannia Aachen 0:4

Mittwoch, 02.03.2016 19:30 Uhr – Jahnstadion
Zuschauer: 626; Gäste: ca. 300

Mittwoch, 19:30 Uhr, Auswärtsspiel. Es gibt sicherlich günstigere Bedingungen für einen Fan, der seinen Verein im Stadion unterstützen möchte. In den Ligen 1 bis 3 müssen für diese Anstoßzeiten sogar auch mal zwei Arbeits-, Uni-  oder Schultage dran glauben, wenn man auf sowas luxuriöses wie Schlaf nicht ganz verzichten möchte. Zur Not eben mit Krankenschein. Wie gesagt, günstige Bedingungen sehen anders aus.

In der Regionalliga hingegen müssen wir mittlerweile mit ganz anderen Problemen kämpfen. Da ist man schon froh, wenn sich das Auswärtsspiel seinen Namen auch wirklich verdient und man nicht schon Samstagmittag um 18:00 Uhr wieder zu Hause ist, um sich in der Sportschau die Fans anzugucken, die wirkliche Auswärtsspiele haben. Und, wen wundert’s bei der Einleitung, Wiedenbrück ist eines von diesen wenigen richtigen Auswärtsspielen. Und als klar wurde, dass der Rahmenterminkalender für den Spieltag dieser Begegnung einen englischen vorsah, unterschied sich unsere Gefühlslage dann auch deutlich von der aus höherklassigen Zeiten. Natürlich ist diese fanunfreundliche Anstoßzeit auch in der Regionalliga generell abzulehnen, dennoch birgt sie aber auch etwas sehr wichtiges für uns in sich, denn der Schnitt zwischen 4. und 3. Liga ist extrem. Wer diese Unter-der-Woche Touren in die entlegensten Winkel der Republik damals mitgemacht hat, weiß, dass Wiedenbrück dagegen ein Witz ist. Und eine Fanszene, die sich an Samstagmittag im Nachbardorf gewöhnt, für die kann dieser Schnitt den Tod bedeuten, gerade wenn sie in einer so dezentral liegenden Stadt wie der unseren beheimatet ist. Somit erwarteten wir diese Begegnung mit einer gewissen Spannung, da sie uns zeigen würde, wo die Aachener Fanszene, insbesondere die Ultraszene und natürlich auch unsere eigene Gruppe, im dritten Regionalligajahr stehen.

Wir traten die ereignislose Reise um 14 Uhr nach Ostwestfalen mit dem Bus und der gewohnten Anzahl an Mitfahrern an und erreichten das Jahnstadion noch vor Toröffnung. Zuvor wurden wir allerdings noch von der örtlichen Polizei auf eine kleine Spazierfahrt durchs Wiedenbrücker Wohngebiet eingeladen. Um uns diese frohe Kunde mitzuteilen, stieg der Kollege, der wohl wenig Vertrauen in sein „Bitte Folgen“-Signal hatte, sogar aus seinem Fahrzeug aus. Und während wir dann mit unserem Begleitservice durchs verschlafene Wohngebiet rollten und am Stadion die Hundertschaft eintraf (für wen auch immer), fragten wir uns, wer von diesen Dorfbewohnern es eigentlich gut findet, dass ihr Kaff in der vierten deutschen Liga Fußball spielt. Beim späteren Blick auf die Heimtribüne sollte sich dann rausstellen: Nicht so viele.

Der Ordnungsdienst war dafür allerdings erstaunlich milde gestimmt und winkte alle Lebensmittel durch, da sind wir von diversen anderen Dorfvereinen ganz anderes gewöhnt. Lediglich beim Anbringen der Zaunfahnen stellte er sich dann quer und war völlig überrascht, dass wir diese (genau wie letztes Jahr übrigens) vor uns aufhängen wollten. Schließlich hätten sie uns schon viel erlaubt, da könnten wir nicht auch noch die Werbung überhängen. Unter der Androhung, dass wir dann nicht mehr auf den Sitzplatz dürften, taten wir das dann aber natürlich doch.

Zu Beginn der ersten Halbzeit zeigten wir aufgrund der miserablen Partie unserer Mannschaft gegen Dortmund II das Spruchband: „Dienstags im Apollo feiern, Sonntags über den Platz eiern“, um den Jungs nochmal klar zu machen, worauf ihr Fokus ausschließlich zu liegen hat. Zu Beginn der zweiten Halbzeit sprach sich die Karlsbande dann noch per weiterem Spruchband gegen alle Stadtverbote aus.

Insgesamt traten etwa 300 Aachener die Reise nach Wiedenbrück an, wovon sich gut 200 in dem von der Ultraszene bevölkerten Sitzplatzbereich einfanden. Für diese Liga, diesen Gegner und diese Anstoßzeit ist das sicherlich ein starker Wert, der zeigt, dass die Ultrakultur in Aachen auf keinem schlechten Weg ist.

Die Stimmung war über die gesamten 90 Minuten ohne Schwächephase überragend. Fast ausschließlich melodische Lieder, die mit einer ordentlichen Lautstärke angemessen lang gehalten werden konnten. Permanent gute Bewegung im gesamten Sitzplatzbereich und auch optisch machte der Block einiges her. Ein rundum gelungener Auftritt, an dem es nichts zu mäkeln gibt.

Das Spiel selber ist eigentlich schnell erzählt, zu schwach war der Gegner, zu überlegen unsere Elf, die nach dem Dortmund-Spiel die richtige Antwort fand. Erwähnenswert ist zudem der erste Hattrick eines Alemannen seit mehr als zehn Jahren durch Engelbrecht.

Nach wieder einmal nur zwei Tagen ohne Fußball geht es diesen Samstag zu Hause gegen Köln II, Fußballherz, was willst du mehr.

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