DFB-Pokal 1. Runde: Alemannia Aachen – Bayer Leverkusen 1:4

Samstag, 10.08.2019 15:30 Uhr – Tivoli
Zuschauer: 30.861; Gäste: ca. 3.800

Der Rauch ist verzogen, der Abpfiff lange vorbei, die Hände sind am Pokal und die Sonne knallt unerbittlich auf den immer noch ausgelassen feiernden Block. Eine stark aufspielende Alemannia hat den Drittligaabsteiger aus Köln soeben mit 3:1 nach Hause geschickt und damit eine lange Abstinenz vom DFB-Pokal beendet. Die schwarz-gelbe Fußballwelt ist an diesem Samstag im Mai wieder in Ordnung! Jetzt nur noch ein bisschen Glück bei der Auslosung und uns steht wieder ein Highlight bevor, nach dem es unserem Verein und unserer Stadt so lange gedürstet hat.

Besagte Auslosung verfolgten wir als Gruppe zusammen in unserer Stammkneipe. Als die Quotenblonde im Fernseher die Kugel mit dem geilsten Logo der Welt aus dem Töpfchen fischte, da machte sich ein lang vermisstes Gefühl im schwarz-gelben Herzen breit. Der Opa neben ihr hielt unser Logo zum Beweis in die Kamera und Quotenblondie wühlt wieder. Jetzt kommt’s drauf an… gib uns Union, Dresden, Stuttgart, irgendwas geiles.  Blondie wühlt noch, jetzt greift sie zu, der Opa neben ihr investiert seine letzte Kraft ins Aufschrauben der Kugel. Er guckt doof in ihr Inneres, wartet viel zu lang und spricht dann: „Wir bleiben in der Nähe“. Jaaa sag KÖLN Opa, sag KÖLN. Oder wenigstens Düsseldorf…
Bayer Leverkusen… Warum?! Was soll denn das? Wir wären doch auch mit wenig zufrieden gewesen. In der Kneipe weicht kindliche Vorfreude purer Enttäuschung. Gewiss, die Werkspfeifen sind immer noch besser als die kickende Werbekampagne oder das Spielzeug des schlecht bestückten Opas. Aber wenn man so lange auf DFB-Pokal verzichten musste wie wir, darf man dann nicht auch mal wenigstens ein bisschen Glück haben? Eben! 

Auf der anderen Seite (und da greifen wir jetzt an dieser Stelle mal ein bisschen vor) hätten deutlich interessantere Fanszenen unserem stark fehlerbehafteten Auftritt viel zu schonungslos die Grenzen aufgezeigt. Aber der Reihe nach…

Beginnen sollte unser Tag der Tage am Marktplatz der schönsten Stadt der Welt, den wir bekanntermaßen zum Treffpunkt der Fanszene auserkoren hatten. Von da aus ging es mit einer beeindruckend großen Anzahl an Öchern, zahlreichen Schwenkern und der „Alemannia Aachen“ Zaunfahne in der Hand in Richtung Tivoli. Ein insgesamt geiler Marsch mit einem motivierten Haufen, leider passiert sowas viel zu selten. Das zeigte sich leider auch in einem Heli, der über unseren Köpfen kreiste um Steuergelder zu verschwenden und unzähligen Gaffern mit Handykameras.  

Lange konnten wir uns an dem Marsch aber nicht erfreuen, denn unsere Aufmerksamkeit nach rechtzeitiger Ankunft am Stadion galt der größten Choreo seit langem auf’m Tivoli, die wir mit der Karlsbande zusammen organisierten. Diese sollte sich über die gesamte Südtribüne erstrecken und aus drei Elementen bestehen. Ein großer Wimpel in der Mitte sollte von den Spielern Erik Meijer und Stephan Straub flankiert werden und am Zaun der Spruch „Sevilla bis Athen, hab mit dir die Welt gesehen – lasst es nochmal geschehen!“ stehen, der an die Europapokalsaison 2004/05 erinnerte, die uns durch die Teilnahme am DFB-Pokalfinale ermöglicht wurde. Abgerundet werden sollten die drei Blockfahnen durch ein Meer aus Zetteln. Dabei sollten zunächst nur die Zettel hochgehalten, anschließend die Bockfahnen runtergereicht und beides zeitgleich gezeigt werden. Soweit der Plan…

Wie beschissen das Ergebnis war, dürfte hinlänglich bekannt sein. Wir könnten hier jetzt zahlreiche Ausreden auflisten und die Schuld den besoffenen Eventgeiern, die den Tivoli nur zu solchen Spielen mit ihrer Anwesenheit beehren, in die Schuhe schieben. Leuten, die meinen, selbst am besten zu wissen, wann so eine Choreo beendet und der Zettel cool nach vorne geschmissen gehört. Und die die Blockfahnen weggeschlagen und die körperliche Auseinandersetzung suchen, weil sie ja sonst nichts sehen können. Aber das würde der Wahrheit nicht gerecht werden. Denn wir wussten, dass die Tribüne voll mit diesen Leuten sein wird, die den Tivoli maximal bei Essenspielen von innen sehen und so eine Choreo noch nie miterlebt haben und damit auch nicht wissen, was passiert. Wir hätten das berücksichtigen müssen. Haben wir nicht getan, nun müssen wir mit den Konsequenzen leben und uns alle Folgen selber ankreiden. Zurück bleibt eine Schande für Aachen, die wir erstmal intern aufarbeiten, Maßnahmen ableiten und irgendwann hoffentlich wieder wettmachen werden. Bedanken möchten wir uns aber an dieser Stelle bei allen Öchern, die ihren finanziellen Beitrag zu dieser Choreo geleistet und damit auch kommende Aktionen ermöglicht haben!  

Mit so einem Brett in diesen Spieltag zu gehen ist natürlich alles andere als geil und der Ultrahaufen brauchte seine Minuten, um diesen Mist zu verdauen. Denn eigentlich stand uns ja auch noch eine ganz andere Herausforderung bevor: eine sechsfach höhere Zuschauerzahl als sonst in den Griff zu bekommen. Ohne Lautsprecheranlage und mit einem Haufen Leute, die keine Ahnung haben, was wir von ihnen wollen. Um es kurz zu machen, in der ersten Halbzeit ist uns das nur sehr bedingt gelungen. Zwar war die Stimmung nicht ganz so schlecht wie im Vorfeld befürchtet. Die Länge der Lieder war ok, die Lautstärke phasenweise ordentlich und die Abstimmung zwischen den Tribünenteilen war auch schon mal schlechter, wirklich unseren Ansprüchen genügt, hat die Nummer aber eben auch nicht.

Und das, obwohl die Mannschaft beeindruckend stark gegen den CL-Teilnehmer aus dem Kölner Vorort aufspielte. Weder Gegner noch ungewohnte Kulisse wirkten annähernd hemmend auf unsere Jungs. Ganz im Gegenteil. Am Anfang spielte nur Aachen – und das tatsächlich sogar mit Torchancen. Dass es am Ende ein Eigentor war, das diesen starken Auftakt jäh beendete, ist umso bitterer. Und umso bezeichnender für diesen Tag, an dem Leverkusen sowohl auf dem Rasen als auch abseits davon nicht wie ein Bundesligist auftrat. Doch auch danach steckte die Alemannia nicht zurück und machte umso mutiger weiter. Dennoch ging es am Ende mit einem unverdienten 0:2 in die Pause.

Doch in dieser schien sich etwas getan zu haben, denn die 2. Halbzeit lief aus Aachener Sicht deutlich erfreulicher an. Deutlich motivierter, deutlich ausdauernder und damit auch lautstärker legte die Südtribüne los. Auf einmal machte dieses Spiel richtig Spaß und die versaute Choreo drängte sich in unseren Köpfen nicht mehr so auf. Als dann Batarilo zum verdienten Anschluss einnetzte, kannte die Tribüne kein Halten mehr. Der Tivoli erlebte mal wieder eine richtig geile Pokalstimmung und schnupperte an der Sensation. Die Mannschaft machte weiter Druck und hatte kurz nach dem Anschluss die goldene Chance, dem großen Favoriten einen kräftigen Arschtritt zu verpassen. Das, was von uns keiner für möglich gehalten hatte, wurde auf einmal Realität. Nach einer gespielten Stunde stand das Spiel auf Messers Schneide und die Stimmung war trotz der ungewohnten Masse tatsächlich geil. Leider konnten wir diese Phase nicht allzu lange genießen, denn Leverkusen machte in der 72. den Sack zu. Der Tivoli schaltete aber einfach, voller Stolz ob der Leistung seiner Mannschaft, auf Feiermodus und genoss diesen Tag.

Leverkusen traf mit Mottoshirts im Gepäck zeitig und wie angekündigt im Sitzblock ein. Das Vertrauen in die Supportqualitäten des restlichen Anhangs schien nicht besonders hoch, so positionierten sie sich zu unserer Verwunderung links auf Höhe des Mundlochs und verschlossen sich so dem Großteil derer, die sie zuvor in den Sitzer riefen. Auch die Positionierung der Zaunfahnen wirkte wenig durchdacht, so waren diese schon weit vor Anpfiff durch andere Leverkusener komplett verdeckt. Ins Spiel startete „Der Bayer“ (wie sie völlig zurecht nur von sich selbst genannt werden) mit einem Intro aus Folienschals und mit einer großen „Leverkusen/Rheinland“ Zaunfahne. Das war zwar schlicht, aber dennoch sah es sehr fein aus. Das war allerdings auch das einzige optische Highlight, das Leverkusen an diesem Tag im Gepäck hatte, sonst konnten sie nur noch durch Klatscheinlagen mit guter Mitmachqoute überzeugen. Die Lautstärke war zwar phasenweise gut, aber insgesamt zu leise um eine richtige Bewertung zuzulassen.

So fällt wenigstens der Übergang zu Haltern am See nicht ganz so schwer. Das Spiel hätte eigentlich zum gleichen Zeitpunkt stattfinden sollen und wurde daher auf eineinhalb Wochen später verschoben. Hoffen wir mal, dass sich der ein oder andere unser Spruchband „Alemannia ist nicht nur einmal im Jahr“ zu Herzen nimmt und wieder mehr Öcher nur der Alemannia wegen ins Stadion kommen.

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